Lernen von christlicher Unternehmenskultur

Im zürcherischen Tann-Rüti befindet sich direkt an der Hauptstrasse das Ladenlokal von Elektro Hertig. Heiri Meier sprach mit dem Inhaber Ruedi Hertig, um herauszufinden, was wir von seiner Unternehmenskultur lernen können.

Verlässlich sein

Die grösste Herausforderung für die Werte einer christlichen Unternehmenskultur liegt für Ruedi Hertig darin, dass man in der Balance verschiedener Bereiche das Ziel klar im Auge behalten kann. Diese Balance muss nicht nur im wirtschaftlichen Umfeld gefunden werden, sondern auch im privaten und gesellschaftlichen. Je besser der Geschäftsleiter diese Balance findet – und darin seine Werte sichtbar werden lässt – desto ausgeglichener ist die Unternehmenskultur.

So ist auf der einen Seite die Stetigkeit wichtig für die Stabilität, auf der anderen Seite braucht es Innovation, um weiter zu kommen und sich weiter zu entwickeln. Eine Firma ohne Wachstum verliert ihre Kunden, doch braucht sie auch feste Werte, die für die Nachhaltigkeit der Firma sprechen. Die Innovation wiederum besteht aus Träumen, braucht aber die Realität, um auf dem Boden zu bleiben. Auf der persönlichen Ebene streben wir nach mehr und brauchen gleichzeitig eine gesunde Zufriedenheit, um nicht getrieben zu sein. Daher ist es wichtig, sich nicht verleiten zu lassen vom Erfolg anderer, sondern seinen eigenen Weg zu gehen.Als Geschäftsinhaber ist für Ruedi Hertig zentral, die Balance zu finden zwischen Geschäft und Familie. Er will ein verlässlicher Unternehmer sein für seine Familie, seine Mitarbeiter und seine Kunden.

Bewusst leben

Für Ruedi Hertig ist der Glaube an das, was in der Bibel steht elementar. «Dies bedeutet für mich, dass ich bewusst gelebt habe und immer noch danach lebe. In dem Trachten nach seinem Reich, wie es uns Jesus nahelegt, werde ich erfahren, dass ich auf gutem Weg unterwegs bin. Ich kann dadurch ein gewaltiges Gewicht von Sorgen loslassen.»

Der Glaube an Gott gibt ihm zudem einen neuen anderen Blick für seine Mitarbeiter. So sind sie nicht nur einfach seine Angestellten, sondern auch Freunde. Freunde, welche Gott ihm über den Weg schickt.

Grenzen erweitern

Jeder Mitarbeiter der Firma Hertig arbeitet und leistet, was von seinen intellektuellen, körperlichen Möglichkeiten oder seiner Vergangenheit möglich ist. Als Geschäftsinhaber und Team versuchen sie den Anderen in seiner Art zu verstehen und in seinen Möglichkeiten einzusetzen und zu fördern.

Jeder soll über seine „gedachten Möglichkeiten“ hinauswachsen können. Dabei soll der Mitarbeiter in Situationen gebracht werden, die mehr fordern, als er sich zutraut. So sollen seine Mitarbeiter ermutigt werden, ihre vermeintlichen Grenzen auszuweiten.

Würde verleihen

Ruedi Hertig hat mit seiner Firma den «ThisPris» gewonnen. Dieser Preis wird an Firmen vergeben, welche Menschen mit einer Beeinträchtigung in den Arbeitsprozess einbeziehen. Schon von Beginn an war es ihm und seiner Frau Magdalena ein Anliegen, Menschen eine Chance der Integration zu geben. So setzten sie sich nicht nur geschäftlich, sondern auch privat für ihre Mitarbeiter ein.

Ruedi Hertig wünscht sich, dass mehr Firmen die Möglichkeit und Chance erkennen für eine menschenwürdige Eingliederung von Benachteiligten, Handicapierten und Schwachen. Die «Almosen», welche durch unser Sozialsystem an Ausgegliederte ausgezahlt werden, geben den Menschen ihren Selbstwert nicht zurück.
Als Motivation dient ihm das Beispiel aus dem Alten Testament. Dort wird den Israeliten befohlen, das Land nicht bis zum letzten abzuernten, damit die „Armen“ sich noch bedienen können. Auffällig ist, dass die Armen selber gehen mussten. Für Ruedi Hertig ist dies ein toller Ansatz, den wir wieder leben sollten – gerade auch in der Wirtschaft.

Bei Elektro Hertig wird dieses Prinzip gelebt. Ruedi Hertig sagt: «Ich bin kein Wohltäter.» Für ihn ist das Miteinbeziehen von sozial, persönlich und körperlich Benachteiligten eine win-win-Situation. „Meine Mitarbeiter sollen wissen, dass sie Leistungsträger sind, bei mir gut verdienen und ich an ihnen verdiene.“ Er will seinen Mitarbeitern auf Augenhöhe begegnen – Leistung und Gegenleistung.

Das Ziel dieses Vorgehens ist für ihn die Förderung der Menschen in die Selbstständigkeit und Selbstverantwortung. Dadurch können sie als Firma diesen Menschen ihre Würde zurückgeben, welche sie persönlich und gesellschaftlich verloren haben.

Zur Person

Mit 25 Jahren gründete Ruedi Hertig seine eigene Firma, die Elektro Hertig. Nach einem Jahr stellte er seinen ersten Lehrling ein, mittlerweile hat er zwölf Elektromonteure ausgebildet.

In der Zwischenzeit haben er und seine Frau Magdalena immer wieder Menschen eingestellt, die sonst nirgends willkommen waren. Sie integrieren sie in die Gesellschaft, indem sie ihnen mit viel Feingefühl und Geduld eine zweite Chance geben.

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